“Der Fachverband unterstützt die konsequente Flexibilisierung des Strommarkts”
… schreibt der VDMA in einer aktuellen Pressemitteilung zum Entscheidungsjahr der Energiewende. Tatsächlich ist Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt in einem System von Marktnormen gefangen, die eine Nutzung des Potentials in Flexibilität verhindert. Im Januar 2015 hatte blog.stromhaltig darüber berichtet, wie der sogenannte FlexMarkt und der Hybridstrommarkt gemeinsam zu einem konsequenten Umbau des Strommarktes beitragen können.
Im Strom-Business wird gerne von oben nach unten von Groß nach Klein entwickelt. Heute soll hier ein Konzept vorgestellt werden, welches in der Praxis bei kleinen Stromnutzern erprobt, durchaus seinen Weg zu den großen Stromverbrauchern finden kann.
Bei einem Swap handelt es sich um einen Tausch des Stromverbrauchs bei einem Anschlußpunkt, welches die Bilanzsumme nicht verändert.
Aufbauend auf das Bilanzkreismanagement im Internet der Dinge handelt es sich bei einem sogenannten Swap um eine werthaltige Transaktion, die keine Ordnungseinheit wie die Führung eines Bilanzkreises benötigt. Es ist ein Werkzeug zur Flexibilisierung, welche jedem Stromkunden zur Verfügung steht, ohne der Notwendigkeit einer Einwilligung des Netzbetreibers, Stromanbieters oder einer zentralen Clearing-Stelle (vergl. Quittung bei Punkt-zu-Punkt Verbindungen). Aktuell forscht vor allem das Berliner IAP an einer Konzeptionierung für massenmarkttaugliche Produkte, die Swaps als Anreizfaktoren mit geringen Transaktionskosten den privaten Stromkunden und Kleingewerben vorstellt.
Standard Lastprofil (=Einspeiseprofil)
Auf Basis der Regelungen aus dem EnWG und der Anwendung durch den BDEW ist bekannt, dass es sich bei den sogenannten Standard Lastprofile H0 um ein reines Netzeinspeiseprofil handelt. Ein Stromanbieter muss für seine Kunden entsprechend der Profilsumme für jeden Zeitpunkt eine bestimmte Strommenge einspeisen. Dieses Verfahren wurde im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes geschaffen, um auch ohne flächendeckende Smart-Meter Infrastruktur einen Wechsel des Stromlieferanten zu ermöglichen. In die Kritik geraten ist diese Praxis in den letzten Jahren vor allem, da die Lebenswirklichkeit der Stromkunden und damit die Beteiligung an einem liquiden Strommarkt nicht geschaffen werden kann.

Wird ein individuelles Profil eines Stromanschlusses mit dem Standard Lastprofil verglichen, dann wird zur Hälfte der Zeit mehr Strom eingespeist, als der Kunde benötigt, zur anderen Hälfte weniger Strom. Bei der Bilanzkreisabrechnung (bei Kleinverbrauchern meist jährlich), werden dann die Summen gleich gestellt. Dies bedeutet, dass der tatsächliche Stromverbrauch mit dem eingespeisten Stromverbrauch bereinigt wird.
Intraday Swap
Wissend über die Abrechnungspraxis kann der private Stromkunde somit jegliche Transaktionen durchführen, die keine Veränderung der Bilanzsumme mit sich bringt. Ähnlich einer Option bei einem Terminmarkt kann er Strom, der führ ihn eingespeist wurde veräußern, wenn er zu einem späteren Zeitpunkt die Einspeisung sicherstellen kann. (=>Prämisse der Unveränderlichkeit der Bilanzsumme)

Im Wissen, dass der Kunde in der Nachtstunde mehr Strom benötigt, als das Profil vorsieht, in den Abendstunden allerdings weniger; führt er einen Swap (Tausch) durch, der keine Veränderung der Tagesverbrauchssumme mit sich bringt. Zur besseren Veranschaulichung wurde in diesem Beispiel lediglich mit dem Profil eines Kunden ein Swap ausgeführt. Durch die Verkettung von mehreren Swaps können andere Stromkunden mit einbezogen werden. Sind alle Transaktionen gesichert (“trusted”), so kann entsteht ein hoch flexibles Handelssystem, welches losgelöst vom klassischen Stromhandel agieren kann.
Anwendungsfall Grünstromindex
Über den sogenannten Grünstromindex ist es bereits heute möglich für jeden Ort in Deutschland zu ermitteln, in welchen Stunden mehr oder weniger CO2 für die Erzeugung des lokalen Strommixes ausgestoßen wird. Das IAP baut zur Zeit ein Verfahren auf, welches für die ausgeführten Swaps eine Einsparung ermittelt und somit eine Wertigkeit verschafft.
(Beitragsbild: geralt @ pixabay)
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