Im Umweltmagazin Unkraut des BR nimmt sich Sebastian Kraft dem Thema Stromtrassen in Bayern an. Es geht darum, wie viele neue Trassen in den Freistaat laufen sollen. Der Plan der Bundesregierung sieht den Bau von zwei Leitungen vor, eine geht von Norddeutschland nach Bayern, die andere Leitung geht von Ost-Deutschland. Ziel ist es die Stromversorgung des Bundeslandes auch nach dem Jahre 2022 zu sichern.
“Zwei Trassen minus x” – so lautet die Formel, mit der Horst Seehofer in die Verhandlungen nach Berlin ziehen will.
Klar geht es im Energiedialog um eine Generationen-Entscheidung, wie der Ministerpräsident es nennt. Doch welche Strommengen sollen hier eigentlich tatsächlich transportiert werden? Ein Blick auf die aktuellen Netzengpässe, gibt einen Indikator, dass X>0 gegeben sein dürfte. Zur Versorgungssicherheit in Bayern braucht es die als Südost-Passage bezeichnete Trasse wahrscheinlich nicht.
Ein gesteigertes Interessen an dieser Trasse dürfen die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben. Mit einem Standortnachteil behaftete Kraftwerke sorgen dort bereits heute für eine Stromerzeugung, die auf kaum Bedarf trifft. Möchte man ein wirtschaftliches Überleben der Betreiber sichern, so muss es tatsächlich eine Leitung in ein anderes Gebiet geben. Schön, dass scheinbar das Märchen vom Offshore-Wind, welcher 150 KM von der Ostsee entfernt “anlandet” endlich vom Tisch ist. Laut dem Strommix-Navigator setzt sich der Mix in Wolmirstedt (dem Beginn der Trasse) wie folgt zusammen:
- 27% Erdgas (Bund: 14,1%)
- 27% Wind (Bund: 9,33%)
- 25% Braunkohle (Bund: 22,68%)
Am Endpunkt der Trasse in Meitingen haben wir heute:
- 25% Erdgas
- 21% Kernenergie
- 14% Solar
Bis in das Jahr 2022 sollen die 21% Kernenergie ersetzt werden, jedoch aus heutiger Sicht würde der Braunkohlestrom hier die Position einnehmen. Der Transport von grünem Strom per Südost-Trasse, vielleicht eher skeptisch zu beäugen.
Wie Prof. Kemfert im Beitrag anspricht, sind Gaskraftwerke eine Lösung, die man in Bayern adressieren könnte. Durch ein Marktdesign, welches eine Verknappung an der Spotbörse zulässt, kann auch hier ein Investitionsanreiz gesetzt werden.
Bei der Diskussion um Strom nach Bayern sollte man aber auch einige andere Punkte nicht vergessen. Tatsächlich ist in Bayern die Solarenergie recht weit ausgebaut. Dafür sind Speicher notwendig, wie sie zum Beispiel mit dem Alpstore, welcher mit großen Worten und kleiner Förderung angedacht sind.
Vielleicht sollte man bei all der Planung in Deutschland die Augen auch nicht von Österreich verschließen. Die Verbund AG freut sich bereits einige Zeit über ihre Stromlieferungen nach Deutschland. Im Gegensatz zu vielen anderen Nachbarn gibt es ausreichend Netzkopplung und Kapazitäten in der Grenzregion.
Vor dem Schritt nach Berlin könnte Seehofer (oder Aigner) ein Gespräch mit Maros Sefcovic (Vize-Präsident EU Kommission) führen, denn im Einklang mit der Europäischen Union könnte es für den Freistaat eine sehr kostengünstige Lösung geben (ohne neue fossile Kraftwerke).
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