Unter Volllaststunden versteht man eine Vergleichszahl, mit der man Kapazitäten mit tatsächlicher Leistung vergleichen kann. Es ist kein Kriterium für eine qualitative Aussage, sondern lediglich ein Indikator wie viel Kapazität benötigt wird, um eine bestimmte Strommenge im Jahr zu erwarten. Ein Hilfswert zum Beispiel bei den Berechnungen des Strommix Navigators (s.h. Hintergrundinformationen zum Strommix Navigator).
Führt man einen Vergleich über mehrere Jahre durch, so wird in Deutschland der Umbau der Stromerzeugung und der technische Fortschritt deutlich. Im Jahre 2012 konnten mit Bruttostromerzeugungskapazitäten von 184,4 GW eine Stromerzeugung von 628 TWh erzeugt werden. Dies entspricht über den gesamten Erzeugungsmix 3507 Volllaststunden, oder anders ausgedrückt: Man hätte die Kraftwerke am 01.01.2012 unter voller Last starten können und bis zum 26.05.2012 den vollständigen Jahresbedarf an Strom gehabt.
Da Strom allerdings nur in begrenztem Umfang gespeichert werden kann, ist dies natürlich ein rein fiktiver Wert. Vergleichbar mit einem Rennen zwischen zwei Fahrzeugen zwischen Karlsruhe und Frankfurt (~150 km). Hat das eine Fahrzeug eine Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h und das andere von 150 km/h – benötigen beide durch starken Verkehr 3 Stunden, so hat das langsamere Fahrzeit 1,5 “Volllaststunden” – das schnellere lediglich 1 Volllaststunde. Die Entfernung bleibt die gleiche – die Dauer auch.
Volllaststunden für Deutschland
Jahr | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 |
VLS | 4320 | 3853 | 3858 | 3552 | 3507 |
Bei der Stromerzeugung sind Vollaststunden vor allem von den Fahrplänen abhängig. Veränderungen über die Jahre deuten darauf hin, dass ein anderer Kraftwerkstypus zum Einsatz kommt. Flexiblere Kraftwerke, oder aber auch Kraftwerke mit bauartbedingten Einschränkungen. So können Windkraftanlagen nur dann Strom erzeugen, wenn tatsächlich wind weht.
Volllaststunden | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 |
Steinkohle | 3676 | 3954 | 3724 | 3879 |
Braunkohle | 6499 | 6466 | 6311 | 6546 |
Mineralöl | 1916 | 1588 | 1168 | 1441 |
Erdgas | 3524 | 3807 | 3618 | 3044 |
Kernenergie | 6262 | 6535 | 6314 | 7834 |
Windkraft | 1556 | 1427 | 1738 | 1679 |
Wasserkraft | 994 | 1033 | 836 | 908 |
Biomasse | 6004 | 6114 | 6107 | 6668 |
Photovoltaik | 821 | 854 | 920 | 915 |
(Basisdaten BMWi – Stand 02.2014 – Aufbereitung: blog.stromhaltig)
Soll zum Beispiel die Stromerzeugung der Kernenergie bis zum Jahre 2022 vollständig durch die Windkraft abgefangen werden, so kann aus dieser Tabelle der Umrechnungsfaktor für die Kapazität ermittelt werden.
1 GW Kapazität eines Atomkraftwerkes kann ersetzt werden durch 7834/1679 = 4,66 GW Windkraft. Die 12,7 GW, die zum Ende 2012 vorhanden waren, brauchen somit mindestens 59,18 GW Windkraftanlagen. Bei einer Dauer von 10 Jahren (2012 bis 2022) kommt man somit auf einen notwendigen Zubau von mindestens 5,9 GW pro Jahr.
(Bild des Beitrags im Original von Energieblog Niedersachsen)
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