
Für die Netzbetreiber Tennet, 50 Hertz, Amprion und TransnetBW hat die Sicherheit der Stromversorgung höchste Priorität. Der Ausfall von Leitungen in Folge einer Überlastung ist auf jeden Fall zu verhindern. Dies gilt auch, wenn der Stromhandel eigentlich eine physikalisch nicht abbildbare Situation verursacht: Zuviel Strom wird an einem Ende der Republik verkauft und am anderen gekauft. Notwendig wird eine sogenannte Redispatch-Maßnahme (vergl. ältere Beiträge).
blog.stromhaltig hat für den Zeitraum von 30 Tagen die Maßnahmen erstmals visualisiert und als Video bereitgestellt. Engpassmanagement zum Sehen und Hören.
Betreiber von Übertragungsnetzen haben im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren das Entstehen von Engpässen in ihren Netzen und an den Kuppelstellen zu benachbarten Netzen zu verhindern. Sofern die Entstehung eines Engpasses sich nicht mit netzbezogenen und marktbezogenen Maßnahmen verhindern lässt, die auch die Zusammenarbeit der Betreiber von Übertragungsnetzen einschließen kann, sind Betreiber von Übertragungsnetzen verpflichtet, die verfügbaren Leitungskapazitäten nach marktorientierten und transparenten Verfahren diskriminierungsfrei zu bewirtschaften. (Bundesnetzagentur – Stichwort: Engpassmanagement)

Die Bundesnetzagentur ist die kontrollierende Instanz, wenn es um die Durchführung von sogenannten Redispatch-Maßnahmen geht. Wird eine solche Maßnahme notwendig, so sind die Betreiber der Kraftwerke verpflichtet der Anforderung zur Erhöhung oder Senkung der Stormerzeugung nachzukommen. Dies gilt auch, wenn Sie eigentlich ihre Strommenge im Zuge des Handels verkauft und somit die Erzeugung vertraglich garantiert haben.
Die Animation zeigt im Zeitraffer die Re-Dispatch Maßnahmen der Übetragungsnetzbetreiber in Deutschland. Nicht gezeigt werden die Maßnahmen nach der EU Verordnung 714/2009 (s.h. EU), welches Anweisungen der Übertragungsnetzbetreiber im Rahmen des europäischen Verbundnetzes beinhalten würde. Die internationalen Maßnahmen können auf der Seite von ENTSOe eingesehen werden.
Entstehung eines Redispatch
Beim Börsenhandel von elektrischem Strom wird davon ausgegangen, dass Deutschland eine Kupferplatte ist (im Zuge des Price-Couplings-Regions gilt dies auch für Europa). Damit ist gemeint, dass der Handel keinen Unterschied im Preis kennt, der den Standort des Kraftwerkes und des Abnehmers berücksichtigt. Die Kraftwerksbetreiber (bzw. deren Broker) stehen somit von Flensburg bis Berchtesgaden in direkter Konkurrenz.
Am Ende des Handels entsteht für die Kraftwerksbetreiber ein Fahrplan, d.h. sie wissen welche Mengen sie zu welcher Zeit in das Netz einspeisen müssen, um ihre Lieferzusagen zu erfüllen.
Das Stromnetz ist allerdings keine Kupferplatte, sondern ein Netz – vergleichbar mit dem Schienennetz. Aus Sicht des Netzes sind die Lieferzusagen Strommengen, die vom Erzeuger zum Verbraucher (Käufer) transportiert werden müssen. Am ehesten kann man sich Container vorstellen, die alle über das gleiche Schienennetz transportiert werden. Der Inhalt der Container ist immer identisch, da man zwischen einem bewegten Elektron in Norddeutschland und einem in Süddeutschland nicht unterscheiden kann. Im Gegensatz zum Schienennetz, kann man beim Stromnetz auch den “falschen” Container ausliefern, solange die Menge stimmt. Der Container aus dem Kraftwerk nebenan, mag zwar an das andere Ende der Republik verkauft worden sein – transportiert wird er aber zum Käufer ums Eck. Aus Sicht der Versorgungssicherheit darf es allerdings nicht zu Verspätungen kommen. Im Stromnetz ist eine verspätete Auslieferung gleichzusetzen mit einem Blackout (vergl. “Wolfram Geier: Erhöhtes Blackout Risiko durch Stromhandel”).
Die Animation Engpassmanagement
Im Laufe von 30 Tagen wurden die dokumentierten Redispatch Maßnahmen analysiert, der Standort der Kraftwerke berechnet und die Art der Anforderung ausgewertet. Das Ergebnis sind Kreise unterschiedlicher Größe (Entsprechend der Anpassung). Handelte es sich um eine Anpassung zur Erhöhung der Einspeisung, so wurde der Kreis mit roter Farbe ausgefüllt – beim Reduzieren mit grün. Die Lautstärke der “Ticks” entspricht der gesamten Größe des Engpassmanagements.
Bei einigen Eingriffen sind mehrere Kraftwerke oder Pools betroffen. Im Falle von Kraftwerken wurden die Mengen dann aufgeteilt. Im Falle von Pools wurde ein Standort verwendet.
Die Katze und der Schwanz

Wurde bislang von Stromhandel im allgemeinen geredet, so soll an dieser Stelle darauf hin gewiesen werden, dass die meisten Engpässe durch den Spot-Markt entstehen. D.h. der Handel kurz vor dem eigentlichen Lieferzeitpunkt.
Im Jahre 2013 hatten die vier Übertragungsnetzbetreiber, auf diesem Markt 11.097 GWh Strom als Anbieter verkauft (vergl. Vermarktungsmengen 2013), die Anbieter haben damit an diesem Börsenplatz zumindest eine marktbeherrschende Stellung (wenn auch rückläufig durch die Direktvermarktung). Die Übertragungsnetzbetreiber sind ebenfalls diejenigen, die einen Engpass im Zweifel auflösen müssen.
Ist es Glück oder Fügung, dass auch die Top 5 Kraftwerke, die eine Anforderung zur Leistungsänderung bekommen haben, die folgenden Betreiber haben:
Kraftwerk | Betreiber |
---|---|
Boxberg | Vattenfall Europe Generation AG |
Jänschwalde | Vattenfall Europe Generation AG |
Wilhelmshaven | E.ON Kraftwerke GmbH |
Heilbronn | EnBW Erneuerbare und Konventionelle Erzeugung AG (EZG) |
Bexbach | EnBW Erneuerbare und Konventionelle Erzeugung AG (EZG) |
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