
Wikipedia zu Hedging:
Der Begriff Sicherungsgeschäft, Kurssicherung oder Hedgegeschäft bezeichnet ein Finanzgeschäft zur Absicherung einer Transaktion gegen Risiken wie beispielsweise Wechselkursschwankungen oder Veränderungen in den Rohstoffpreisen. Die Person oder Unternehmung, die eine Transaktion hedgen möchte (auch Hedger genannt), geht zu diesem Zweck eine weitere Transaktion ein, die mit der zugrunde liegenden Transaktion gekoppelt ist. Dies findet gewöhnlich in der Form eines Termingeschäfts statt. Ein perfekter Hedge eliminiert jegliches systematische Risiko, ist aber in der Praxis fast unmöglich.
Man kann mit Unsicherheit Geld verdienen. Es gibt Menschen, die nehmen bei leichter Bewölkung bereits einen Regenschirm mit, wenn sie ins Freie gehen – denn es könnte ja regnen. Menschen tendieren dazu den Eintritt eines Risikos zu überschätzen. Wer Regenschirme vertreibt oder Herstellt, der freut sich, denn die 0-Risiko Gewohnheit steigert den Umsatz.
Kennt man allerdings das Risiko, so kann man es nutzen. Beim Handel mit Strom ein täglich praktizierter Ritus, der sich zum Glück noch nicht rumgesprochen hat, denn desto weniger davon wissen, desto satter die Rendite.
Unsicherheit bei der Stromerzeugung, bedeutet heute in der Praxis nicht mehr als 5%-6% der gesamten erzeugten Strommenge. Dieser Wert ist bereits sehr pessimistisch gerechnet, da er von einem Totalausfall der Erzeugung ausgeht. Mit Hilfe des Strommix-Navigators kann man sehr einfach für einen Ort das Risiko bestimmen. Beispiel Mosbach (Baden): Hier kommen im Jahresschnitt 2% des Stroms aus Wind – und 3% des Stroms aus Sonne. Das Szenario “Flautenacht” sollte somit maximal 5% betragen, doch tatsächlich wird dieser Anteil deutlich höher eingepreist.
Verkäufer-Risiko minimieren durch Hedging

Das eigentliche Hedging geht dabei von dem Erzeugergruppen aus, die nicht von der Unsicherheit des Wetters betroffen sind. Zwar haben auch die anderen Energieträger ein Ausfallrisiko, jedoch ist dieses schwerer zu Prognostizieren. Das Ausfall eines Großkraftwerkes ist zum Beispiel nicht vorhersehbar, daher kann man auch keine aktiven Wetten dagegen laufen lassen.
Betreiber von Großkraftwerken werden sehr langfristig versuchen ihren Strom an der EEX zu verkaufen. Hier haben Erzeuger aus Wind und Sonne keinen Marktzugang. Diese Lieferverträge haben zeitliche Horizonte von einigen Wochen bis einige Monate in die Zukunft.
Der Hedger kann zum Beispiel für 40€/MWh seine Erzeugung verkaufen. Der Verkäufer (Hedger) wird darauf achten, dass er zu keinem Zeitpunkt unter seinen Betriebskosten liegen wird. In der Zeit kurz vor dem zugesagten Lieferzeitpunkt hat der Hedger nun zwei Möglichkeiten: Entweder er liefert zum Preis, oder er nutzt den Spot-Markt zum Verbilligen.
SpotMarkt – Der Freund des Hedgers
Auf dem Spot-Markt (EPEXSpot) wird die Strommenge gehandelt, die von den den Wind und PV-Anlagen erzeugt wird. Je nach Dargebot schwankt die angebotene Strommenge, dem entsprechend auch der Preis. Ist der Preis unterhalb der 40€/MWh die der Hedger sicher bekommt, so kann er sich günstiger eindecken – und das erzeugende Kraftwerk in die “Heißreserve” überführen. D.h. das Kraftwerk bleibt voll in Betrieb – liefert aber keinen Strom. Es wird etwas weniger Brennmittel (Kohle/Gas/…) benötigt – aber die Kosten bleiben dennoch gedeckt.
Das Ausmaße des Hedgings kann man nur schwer abschätzen. Allerdings kann man Seiteneffekte bei besonderen Wetterlagen beobachten. Beispiel: Der Sturm Xaver im Dezember. Das Angebot am Spotmarkt war durch den Sturm bereits höher als an anderen Tagen. Interessant ist, dass die abgenommene Menge gestiegen ist, obwohl der Verbrauch nicht gestiegen ist.
Doch warum ist das eigentlich EEG-Finanziert? Das Spiel würde nicht funktionieren, wenn es kein Grundangebot an der Spot-Börse gebe. Dieses ist durch die heutige Spezifikation des Erneuerbaren-Energiegesetz allerdings durch Wind- und Sonnenstrom gegeben. Das größere Angebot sorgt für einen zurück gehenden Preis, der zum Hedging genutzt werden kann. EEG-Strom hat eine Börsenpflicht.
Spielverderber Price-Coupling-Region (PCR)
Beim PCR handelt es sich um ein Mechanismus, welcher an der Spot-Strombörse dafür sorgt, dass bei hohem Angebot in Deutschland das Angebot in Frankreich auch steigt, bis die Übetragungskapazitäten ausgeschöpft sind. In Deutschland geht der Strompreis am Spot-Markt nicht mehr ganz soweit zurück (=geringere Hedging-Möglichkeiten), dafür aber auch in Frankreich, obwohl dort vielleicht das Dargebot nicht angestiegen ist. Auf der Haben-Seite werden damit die berüchtigten negativen Strompreise vermieden. Auf der Soll-Seite wird das Hedging erschwert…
Klartext bedeutet dies, dass Stromhändler, die nur auf dem Deutsch/Österreichischen Markt agieren nicht mehr im gleichen Umfang die zweite Chance der Vermarktung ausnutzen können. International agierende Händler – und vor allem Konzerne, die das Angebot kontrollieren – haben dagegen eine Möglichkeit in deutlich größerem Stiele abzuschöpfen.
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