
Ursprünglich sollte dies ein Beitrag zu den bereits genutzten Speichermöglichkeiten in den Alpen werden. Motivation ist eine Beobachtung, dass an Tagen mit wenig Wind der Import aus den Alpenländern nach Deutschland steigt, an windreichen Tagen der Export. Alpstore nennt sich das Projekt dahinter, welches von Bayern “sehr großzügig gefördert” wird. Bei der Recherche ist allerdings ein anderer wichtiger Punkt zum Vorschein gekommen, der zunächst in diesem Beitrag behandelt werden soll.
Stromleitungen sind begrenzt in ihrer Kapazität. Zwischen den Ländern des europäischen Verbundnetztes (ENTSOe) bestehen endliche Austauschpunkte. Überall, wo es eine Verknappung gibt, müssen Kapazitäten geplant und ideal ausgenutzt werden. Die Price-Coupling-Region, soll für eine ideale Ausnutzung der Kapazitäten durch Einpreisung sorgen. Was ist der Ist-Zustand?
Schweiz <–> Deutschland
Im Gegensatz zu Österreich ist für den Transfer von elektrischer Energie in das Alpenland lediglich die Transnet BW zuständig. Auf deren wirklich gelungenen neuen Webseite (Kompliment!) finden sich auch die grenzüberschreitenden Lastflüsse. Bei den Eidgenossen freut man sich über den Strom. So schreibt Dominik Balmer bei der Berner Zeitung:
Die Schweizer Strompreise könnten bald massiv sinken: Der Bund will den heimischen Markt ans benachbarte Ausland koppeln. So locken Effizienzgewinne von bis zu 100 Millionen Franken. Dafür kommt sogar eine neue Strombörse nach Bern. (Quelle)
Damit der Strompreis in der Schweiz zurück geht, muss das Angebot erhöht werden. Ein Angebot, welches die Eidgenossen auch von Deutschland bekommen. Von seiten der Netzbereiber trifft die TransnetBW auf die Swissgrid AG. Seit dem Jahre 2006 wird von den Netzbetreibern an der Kupplungsstelle ein Engpassmanagement vorgenommen.
Die Schweizer freuen sich darüber…
Die baldige Realisierung einer neuen Strombörse mit «Market Coupling» würde auch den hiesigen Markt beleben und etwa Direktimporte von Strom attraktiver machen, sowohl für lokale Stromversorger wie auch für Grossverbraucher. (Davide Scruzzi, NZZ)
Grenzüberschreitender Strompreis
Beim Verfahren des PCR (Price Coupling) wird eine Berechnungsformel verwendet, um die Leitungskapazitäten ideal auszunutzen. Nach der Vorstellung der Börsenbetreiber kann dadurch das handelbare Volumen vergrößert werden.
Beispiel 29.11.2013

Für den 29.11.2013 liegt der EPEXSpot Preis zwischen 17:00 Uhr und 18:00 Uhr in der Schweiz bei 69,65€/MWh. In Deutschland beträgt dieser im gleichen Zeitfenster 35,32€/MWh (Quelle: EPEXSpot).
An Transferkapazitäten wurden für diese Zeit 800MW(h) von Deutschland in die Schweiz und 4000MW(h) in der Gegenrichtung (Quelle ENTSOe) angeboten. Dieses Angebot wurde von den Übertragungsnetzbetreibern einen Tag im Voraus per Auktion zur Verfügung gestellt.
Tatsächlich wurde am 29.11. jedoch 1.953 MW von Deutschland in die Schweiz genutzt. Das bedeutet, dass die Nachfrag in Deutschland um etwa 1.000 MW größer war, in der Schweiz entsprechend kleiner.
Auswirkungen für die Schweiz
Setzt man die 1.000 MW in das Verhältnis zum gesamten SWISSIX (2.950 MWh), so lässt sich leicht erahnen, was es für den Preis bedeutet, wenn etwa 1/3 im Preis fehlen. Bei einem solchen Preisunterschied sind auch die Transferkosten nicht mehr relevant. Die Frage ist nur, wie diese denn nun nachträglich verrechnet werden? Wird die Übertragung von elektrischem Strom in diesem Falle “gratis” durch den Netzbetreiber durchgeführt?
Auswirkungen für Deutschland
Das Handelsvolumen in Deutschland ist bei den Stundenwerten deutlich höher. die 1.000 MW fallen bei 30.616 MWh Handel nicht wirklich ins Gewicht. Spannender wird die Frage, wenn man bedenkt, dass am EPEXSpot Markt der Strom aus Wind und Sonne gehandelt wird. Auch der durch die Einspeisevergütung (EEG) garantierte Strom kommt auf diesen Markt.
Zum Teil haben die privaten Letztverbraucher mit ihrer Stromrechnung bereits den niedrigen Strompreis bezahlt (ca. 1,47 Ct. je kWh / 14,70€/MWh – Quelle). Die Spreizung zwischen den beiden Märkten kann sich ein Stromhändler zu nutzen machen, wobei er eigentlich die 14,70€/MWh die der Stromkunde bezahlt als Bonus oben drauf bekommt.
Fazit vor PCR
Aktuell gibt es noch kein PCR. Von daher bleibt an dieser Stelle leider offen, wer die nicht über eine Auktion verkauften Ressourcen eigentlich bezahlt? Des weiteren ist die Frage offen, in welchem Rahmenwerk geregelt ist, dass Strom der exportiert wird von der EEG-Umlage befreit ist?
Eine kleine Randnotiz an dieser Stelle: Beim Zusammentragen der Net-Transfer-Capacity ist mir aufgefallen, dass häufig (immer?) mehr Kapazitäten für den Import von der Schweiz nach Deutschland angeboten werden (800MW zu 4000MW). Wieso? Ist dies Ergebnis von langfristigen Verträgen (nicht Intraday, Day Ahead) ?
Fazit mit PCR
Gerade kleine Länder werden von der Preiskopplung profitieren. Für Deutschland bedeutet dies auch, dass die niedrigen Spot-Preise ansteigen könnten, da die Nachfrage steigt. Dies führt nach dem heutigen EEG-Modell zu einem Rückgang der EEG-Umlage.
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