
Treue. Als Stromkunde wünscht sich der Versorger (Tarif), dass man nicht wechselt und eine lange Kundenbindung aufgebaut werden kann.
Der Netzbetreiber wünscht sich dagegen Profiltreue: Netzanschlüsse, deren Verbrauch vorhersehbar ist. Der sogenannte Lastgang folgt einem Profil, das typisch ist für bestimmte Kundengruppen. Vom BDEW standardisiert werden Profile für Haushaltskunden, Gewerbe, Landwirtschaft und Temperaturprofile bei Kunden bis zu einem Jahresverbrauch von 100.000 kWh angewendet.
Dieser einführende Beitrag zum Thema verwendet die Lastganganalyse von grid.stromhaltig zur Ermitteln der Werte. Sollten Sie mit Ihrem Stromzähler keinen Zugriff auf die Plattform haben, so gibt es eine Beispieldatei für einen Lastgang zum Downloaden und Auswerten in Excel & Co.
Das in Deutschland am weitesten verbreitete Standardlastprofil ist das sogenannte H0 Profil, welches bei privaten Endkunden fast zu 100% angewendet wird. Ebenfalls bei privaten Endkunden wird das Temperaturlastprofil (TLP) angewendet, wenn der Kunde eine Wärmepumpe besitzt.
Allen Lastprofilen gleich ist, dass man zunächst den Jahresverbrauch benötigt. Dieser Wert wird multipliziert mit einem Faktor um den Sollwert zu erhalten. Für das H0-Profil sind Faktoren für alle 15-Minuten eines Tages, den Werktagen und den Jahreszeiten definiert.
Vom Lastgang zum Lastprofil

Der Lastgang entspricht dem tatsächlichen, gemessenen Werten bei einem Anschluss. Typisch sind dabei die entsprechenden Spitzen, die sich durch das Einschalten von Geräten ergeben. In einem Lastprofil sind solche Spitzen nicht vorhanden. Gerade diese Spitzen sorgen für eine natürliche Untreue des Lastgangs zum Profil. Im Profil sind häufig auftretende Spitzen als ein erhöhter Grundbedarf erkenntlich.
Im Standardlastprofil H0 existiet zum Beispiel eine Spitze zur Mittagszeit und am Abend, bei der die Zubereitung von Essen als Ursache angesehen werden kann.
Profiltreue

Für jeden Minutenwert kann eine geplante Menge und eine tatsächliche Menge des Stromverbrauchs eines Anschlusspunktes ermittelt werden. Die Profiltreue ergibt sich aus dem prozentualen Verhältnis der beiden Werte.
Bei den untersuchten Haushalten kam es dabei zu recht konstanten Werten. In 90% der Zeit lag der Soll-Wert über dem tatsächlichen Verbrauch (=Überdeckung). Die restlichen 10% der Zeitwerten waren der Ist-Wert über dem Profilwert (=Unterdeckung). Bei der grafischen Ansicht der Profiltreue lassen sich die Verbrauchsspitzen als Ursache erkennen.
Deutlich stärkere Abweichungen gibt es, wenn man sich die Verbrauchsmengen anschaut. Die Berechnung der Profiltreue folgt dabei dem Beispiel:
Soll Verbrauch 200 Wh – Ist Wert 80 Wh = Überdeckung von 250%.
Soll Verbrauch 150 Wh – Ist Wert 200 Wh = Unterdeckung von 75%
Angewendet auf den Beispielanschluss von oben ergibt sich dadurch eine Überdeckung von 88% der Verbrauchsmenge und eine Unterdeckung von 19% der Verbrauchsmenge. Auch hier sind die Lastspitzen entscheidend für die Ausprägung.

Etwas ernüchternd ist die Gesamtbilanz des H0-Profils. Angewendet auf einen einzelnen Haushalt hat es im Versuch eine mengenmäßige Profilabweichung von mindestens 107% und maximal 189% gegeben. Durch Aufsummierung vieler Haushalte sollte sich die Auswirkung der Spitzen reduzieren lassen. Beim Versuch über 237 reale Haushalte das H0 Profil anzuwenden (870 MWh/Jahr) kam es immer noch zu einer Profilabweichung von 97%.
Auswirkung von Überdeckung und Unterdeckung
Bei einer Überdeckung wird mehr Strom in das Netz eingespeist, als der Verbraucher benötigt. Bei der Unterdeckung wird mehr Strom dem Netz entnommen, wie der Versorger (Tarif) zum gleichen Zeitpunkt einspeist.
Es liegt in der Hoheit des Netzbetreibers sicherzustellen, dass zu jedem Zeitpunkt immer genau soviel elektrische Energie im Netz verfügbar ist, wie auch durch alle Verbraucher zusammen abgenommen werden. Die Versorger sind lediglich verpflichtet dem Profil entsprechend in das Netz einzuspeisen. Überdeckung und Unterdeckung auszugleichen ist Aufgabe des Netzbetreibers.
Von ökonomischer Seite hat der Netzbetreiber ein Interesse die Anomalien möglichst gering zu halten, es wird daher intern häufig mit einem individuellen (ortsabhängigen) Profil aus Erfahrungswerten gearbeitet.
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