
Der heimische Stromanschluss in Deutschland geht von dauerhafter Stromversorgung aus. Tatsächlich nimmt die Versorgungsqualität immer weiter zu. Stromausfall und das regelmäßig kennt man nur aus dem Urlaub in Schwellenländer, bei denen ein marodes Stromnetz gekoppelt mit veralteten thermischen Kraftwerken regelmäßig die Lichter ausgehen lässt. Nur in die Touristen-Hotels bleiben hell, denn es wird Energie aus einem Notstromaggregat erzeugt. Auch eine Art von Speicher. Zurück in Deutschland entsteht gerade erst ein Markt für Solarspeicher. “Fluch oder Segen der Förderung?” untersuchte Robert Doelling in einem Gastbeitrag bei blog.stromhaltig im Januar dieses Jahres. Rentieren sich Speicher vielleicht auch ohne direkte Förderung? Sogar ohne eine PV-Anlage?
“Dezentrale Kraftwerke mit Speichern sind der Schlüssel für die Energiewende” (Björn-Lars Kühn von Proteus Solutions)
Desto näher ein Speicher am Stromerzeuger, desto besser und rentabler ist es. Dennoch sind Szenarien denkbar, bei denen auch eine Einlagerung von elektrischer Energie getrennt von der Erzeugung einen Sinn ergibt. Das”Großestromnetz” macht es vor bei den Pumspeicherkraftwerken. Kaum eines hat in unmittelbarer Nähe ein Großkraftwerk.
Was bedeutet ein Stromspeicher in einem Privathaushalt für das Netz?
Die wichtigste Aufgabe von allen Speicherformen ist die sogenannte Profilglättung. Der Verbrauch oder die Erzeugung kann auf einem konstanten Niveau gehalten werden. Abhängig von der Verfügbarkeit lassen sich bei einem Speicher sowohl die Bedürfnisse des Netzbetriebes als auch die Bedürfnisse des Letztverbrauchers miteinander kombinieren.
Rentabilität von Speichern.
Es wird von einem normalen 3-4 Personen Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3.800 kWh ausgegangen. Da Strompreise unterschiedlich sind wird hier auf die Angaben eines Anbieters verwendet.
Beispielrechnung: Tarifumstellung / Unterbrechbare Stromversorgung
Bei der Süwag (RWE-Tochter) kostet der normale Haushaltsstrom für diesen Haushalt aktuell im “Klassik Tarif“: 1.178,14 €
Sobald ein Speicher vorhanden ist, kann auf einen Wärmepumpentarif gewechselt werden, da der Anschluss nun unterbrechbar ist. Im Klartext bedeutet es wird ein Tarif gewählt, der gekennzeichnet ist durch Strombezugsunterbrechungen von bis zu dreimal 2 Stunden täglich. Der entsprechende Tarif nennt sich “Strom Thermo 18“. Der neue jährliche Bezugspreis für diesen Tarif beläuft sich nun auf: 844,98€ (-333,16€).
Beispielrechnung: Umstellung von Standardprofil auf Registrierende Leistungsmessung
Wie in den Vertragsbedingungen genannt ist, sind auch im Strom Thermo 18 Tarif die sogenannten Netzentgelte enthalten. Diese unterscheiden sich in ihrer Höhe allerdings von der Art der Profilbildung. Der Normalfall ist das Standardlastprofil, bei dem auf Basis einer vordefinierten Kurve der Verbrauch zu jedem Zeitpunkt geschätzt wird. Bei der Netztochter der Süwag Syna wird dieses Profil als “WP0” bezeichnet. Entsprechend dem Preisblatt 5 sind dies für den Beispielhaushalt: 213,12€
Die Registrierende Leistungsmessung (RLM) ist etwas komplizierter bei der Berechnung, denn es werden einige Voraussetzungen benötigt. Zum einen muss ein SmartMeter vorhanden sein, der 96 Messwerte pro Tag liefern kann. Damit hat der Verteilnetzbetreiber eine Chance die Netzlast besser zu prognostizieren. Im Gegenzug erhält der Inhaber des Anschlusses etwas günstigere Netzentgelte. Die RLM Netzentgelte sind allerdings auf Großverbraucher zurecht geschnitten, dennoch findet sich in den Bedingungen für den Netzzugang keine Ausschlußkriterien, die eine Verwendung am privaten Anschluss im Wege stehen.
Zu ermitteln ist zunächst die maximale Entnahme. Der Speicher hilft hierbei, da er die maximale Entnahme aus dem Netz begrenzen kann. Denkbar ist ein Wert von 450 Watt, der sich durch Alterung und Ladezyklus des Speichers allerdings auf 900 Watt erhöhen kann. Um im konservativen Bereich zu bleiben, wird der höhere Wert verwendet. Im Preisblatt 1 findet sich der Grundpreis (14,463 €/Jahr bei 0,9kWh/a) und der variable Anteil (3,06 Cent * 3.800 kWh=116,28€). Der Beispielhaushalt kommt damit auf ein vermindertes Netzentgelt von 130,74€ (-82,38€).
Gesamt Ersparnis: 415,58€ / Jahr
Es sei an dieser Stelle explizit noch einmal darauf hin gewiesen, dass keinerlei Förderungen bei der Berechnung verwendet wurden. Die eingangs genannte Förderung für Stromspeicher kann in diesem Modell ohnehin nicht genutzt werden, da diese an eine vorhandene PV-Anlage gebunden ist.
Dimensionierung
Schaut man auf das synthetische Lastprofil H0, so kann man erkennen, welche Mengen an elektrischer Energie gespeichert werden muss. Für den Worst-Case Fall ergibt sich für den 4 Personen Haushalt mit einer Jahresarbeit von 3.800kWh ein Wert um die 2 kWh. Im Vergleich zu den “Eigenstrom-Speichern” bei einer PV-Anlage, deren Ziel eine möglichst geringe Entnahme aus dem Netz ist, sind diese Speicher deutlich kleiner.
Speicher in dieser Größe sind heute zum Beispiel in Hybridfahrzeugen verbaut. Reine Elektroautos liegen sogar noch über diesem Wert. Denkbar ist ein Modell, bei dem das Fahrzeug einen Teil des Speichers übernimmt. Ein kleiner Speicher (<0,5 kWh) die Grundlast abfedert, wenn das Fahrzeug nicht an der Ladestation hängt. Insgesamt würde ein solches Szenario allerdings einen deutlich höheren Prozess und Kommunikationsaufwand zwischen Ladestation, Auto und Hausnetz/Speicher benötigen (s.h auch Beitrag bei Smart-v2g).
Fazit
Bei den aktuellen Speicherpreisen rentieren sich diese erst nach etwa 5-6 Jahren. Durch die Alterung der Speicher ist diese Dauer allerdings noch zu hoch. Bedenkt man allerdings weitere Faktoren wie die Bereitstellung von Ausgleichenergie (Regelenergie), ist eine Rentabilität vielleicht schon bald in 2-3 Jahren gegeben.
Aktuell könnte eine zusätzliche Mini-PV Anlage (Balkon-PV) zusätzlich Sinn machen, um die Speicherförderung zu erhalten.
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