Eigentlich ist die Definition von Volllaststunden nicht sonderlich kompliziert. Kraftwerke lassen sich zum Teil mit dieser Maßeinheit vergleichen, die besagt wie viele Stunden ein Kraftwerk unter voller Last gefahren werden muss, um zum tatsächlichen Jahresertrag zu kommen. Beeinflussende Berichterstattung erkennt man daran, dass sie die Verwendung das die Maßeinheit missverständlich verwendet wird. Das wohl berühmteste Beispiel ist ein Zitat von Jürgen Großmann (RWE), welches von Stromwende Kritikern gerne verwendet wird:
Die Förderung der Solarenergie in Deutschland bezeichnete Großmann als so sinnvoll “wie Ananas züchten in Alaska“. Solarstrom gebe es in Deutschland an 900 Stunden im Jahr,,, (Quelle: Merkur Online)
Tatsächlich kommt eine PV-Anlage in Deutschland meist nur auf etwas mehr als 900 Volllaststunden im Jahr. In anderen Worten an durchschnittlich 2 Stund und 28 Minuten je Tag würde die Anlage vollständig die Nennleistung ausschöpfen.

Die Erzeugung von Strom aus Photovoltaik folgt natürlich dem Stand der Sonne am Himmel. In den Morgen und Abendstunden scheint die Sonne schräg und nicht mit voller Intensität auf die Zellen. Dies führt dazu, dass eine Anlage nicht die volle Nennleistung erzielen kann. Gerade die Tagesrandstunden zeichnen sich allerdings auch als schwächere Verbrauchszeiten im Netz aus. Der Sonnenstrom eignet sich daher sehr gut zur Deckung der sogenannten Spitzenlast.
Vollgas geben, wann man es will…
Volllaststunden werden vor allem bei fossilen Kraftwerken und Atomkraftwerken als Vergleichskriterium genutzt, da sich die Rentabilität für die Bauentscheidung auf Basis der idealen Ausnutzung der Produktionskapazität ergibt. Bei der Sonne hat man selbst keinen Einfluss darauf, wann der Strom produziert wird. Optimierungen am Betrieb/Fahrplan bringen keine zusätzlichen Volllaststunden. Das Betriebskonzept widerspricht schlicht der kaufmännischen Entscheidung: Wird eine Produktion gebaut, dann muss sie möglichst gut ausgelastet werden. Man stelle sich an dieser Stelle das Fließband in einer modernen Produktion vor, dessen Geschwindigkeit zwischen 0 und 100 Prozent schwankt. Als Firmenlenker würde man sich bei dieser Produktionsart wahrscheinlich etwas hilflos oder fremdbestimmt vorkommen.
Verschlechternde Werte bei einem KPI
Trotz allen Geschicks der Einflussnahme gehen die Volllaststunden der fossilen Kraftwerke zurück. Zeiten, bei denen die Verbrennung eines Rohstoffes teurer ist als der zu erwartende Ertrag fallen aus der Summe. Die Folge sind schlechtere Zahlen eines Key-Performance-Indicators (KPI). Bei diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Firmenlenker einen Ersatz für die schlechteren Zahlen wünschen.
Sinnhaftigkeit von Volllaststunden
Am einfachsten nachvollziehbar wird das Dilemma aus PV-Strom und fossilen Kraftwerken, wenn man sich die Berechnung auf Basis von Autos vorstellt. Man nehme einen KIA Picanto, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 153 km/h (Quelle) und einen BMW 7er mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h (Quelle). Mit beiden Fahrzeugen fährt man 30.000 km in einem Jahr.
Ergebnisse:
KIA Picanto ~196 Volllaststunden (30.000/153)
BMW 7er =120 Volllaststunden (30.000/250)
Bei diesem Vergleich sieht man recht deutlich, dass mehr Nennleistung zu einem schlechteren Ergebnis bei der Berechnung der Volllaststunden führt (Ja… die Leistung sind die PS, nicht die Geschwindigkeit… ). Trotz des deutlich “schlechteren” Wertes gelingt es dem bayrischen Autobauer dieses Fahrzeug zu verkaufen. Ein Grund ist wohl, dass nicht nur das Zurücklegen einer Strecke von 30.000 km wie mit einem Tunnelblick im Verkaufsprozess betrachtet wird.
Der Scharm der Windkraft
Eine Antwort auf die Frage, warum die Offshore-Windenergie einen scheinbaren Reiz auf größere Stromlieferanten ausübt, kann auf Basis der Volllaststunden beantwortet werden. Im Gegensatz zur Photovoltaik ist bei diesen Anlagen eine Optimierung der Volllaststunden über die Betriebsführung möglich. Der Wind im Offshore-Bereich kann ähnlich einer gesicherten Lieferung von verbrennbaren Rohstoffen betrachtet werden. Ein Konzept, welches sich einfach in die bestehende Erfolgsmessung integrieren lässt.
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