
blog.stromhaltig begleitet den stellvertretenden Leiter virtuelles Kraftwerk der Next Kraftwerke GmbH – Norman Gentges – für einen Tag. Ein Berufsbild, das zwischen Logistik, Energiewirtschaft und Elektrotechnik anzusiedeln ist. Nur wenig hat dies mit dem Betrieb eines einzelnen, klassischen Kraftwerks zu tun. Wer einen Uhrenladen, aus vielen Messinstrumenten erwartet, wird enttäuscht. Energiewende ist dezentrale Stromerzeugung mit zentraler Steuerung, dass dies gelingt, dafür sorgt auch Norman Gentges bei Next Kraftwerke.
NEXT Pool nennt sich der Zusammenschluss von vielen, kleineren Blockheizkraftwerken und Windkraftanlagen, die zu einem gemeinsamen virtuellen Kraftwerk zusammengefasst werden. Die Next Kraftwerke baut daraus – unter anderem – ihre Produkte für das Angebot von Regelleistung. Regelleistung, die immer dann benötigt wird, wenn der Bedarf im öffentlichen Stromnetz unerwartet höher oder niedriger ist und daher die Netzfrequenz signifikant von 50 Hertz abweicht (s.h. auch Beitrag zur Netzfrequenzmessung) Wenn dieser Zustand länger anhält, rufen die vier Übertragungsnetzbetreiber nach fünf Minuten die Sekundärreserve und nach 15 Minuten die Minutenreserve ab. Für beide Regelleistungsarten ist auch der NEXT Pool als Anbieter geführt.
In seiner Rolle als stellvertretender Leiter des virtuellen Kraftwerks ist Gentges für die technische Vergrößerung des Pools zuständig. Neue Anlagen werden durch den Energiewirtschaftsbereich des Unternehmens dazugewonnen, die nun in die Steuerung und Betriebsführung integriert werden müssen. Anlagen, die im gesamten Bundesgebiet verstreut sein können, die Gentges wahrscheinlich nie alle persönlich besuchen werden kann. Dennoch sollen diese Anlagen eine sichere und zuverlässige Aufgabe für die Stabilität des Deutschen Stromnetzes übernehmen, damit dies gelingt ist Fernwirktechnik notwendig. „In meinem Studium der Elektrotechnik war Fernwirktechnik das Thema meiner Abschlussarbeit“ – antwortet Gentges auf die Frage nach unverzichtbarem Wissen für seinen Berufsalltag.

Zwei Monitore zieren den Schreibtisch des 27 Jährigen – einer ist dauerhaft mit der Anzeige der Daten und Informationen des hauseigenen Leitsystems belegt. Auf einen Blick ist der Zustand des gesamten virtuellen Kraftwerks erkennbar – welche Kapazitäten verfügbar sind, und welche Fehler zum Beispiel in der Kommunikation mit den einzelnen Anlagen aufgetreten sind. Noch vor zwei Jahren, als Gentges bei NEXT Kraftwerke angefangen hat, hatte er jeden Abruf von Regelleistung einzeln nach verfolgt – zur Not sicherte er auch durch manuelle Korrekturen der einzelnen Erzeugungsanlagen die Erbringung der Regelleistung Irgendwann kam die Erkenntnis, dass die Automatisierung so stabil läuft, dass es schon fast langweilig wird. Nicht verwunderlich, dass auf dem Hauptmonitor nun Platz für das Tagesgeschäft, die Anbindung von neuen Anlagen, geworden ist.
Soll eine neue Stromerzeugungsanlage dem NEXT Pool zugeordnet werden, dann wurden die vertraglichen Rahmenbedingungen bereits im Vorfeld zwischen dem Eigentümer der Anlage und dem Vertrieb von NEXT Kraftwerke geklärt. Mit dem Unternehmen, welches die Wartung für die Erzeugungseinrichtung durchführt, wurde Kontakt aufgenommen. Führt Gentges die technische Aufnahme durch, so wird die NEXT-BOX in Betrieb genommen. Diese stellt die Datenverbindung zum Leitsystem her. Nach dem Anschluss der Box müssen die Stammdaten der Anlage geprüft und eingetragen werden. Bevor das Block-Heizkraftwerk oder die ORC-Turbine eines Biomassekraftwerks ein Teil des Regelenergiepools wird, werden noch einige Tests gefahren, um alle Betriebsdaten ermitteln zu können. Ziel ist es auch im Abruffall die Erzeugungseinrichtung im Rahmen der Vereinbarung mit dem Eigentümer zu betreiben. Eine Parametrisierung innerhalb der Steuerung des virtuellen Kraftwerks sorgt dafür, dass dies sicher geschieht.
Scheinbar als Bestätigung klingelt plötzlich das Telefon von Gentges. Am anderen Ende ein Techniker mit Fragen zur Datenverbindung. „Ja, die spezifischen Daten werden jetzt auch fehlerfrei übermittelt…“. „Gerade am Anfang ist es wichtig, dass jeder der am Prozess Beteiligten über Art und Umfang der Kommunikation zwischen der Anlage und dem virtuellen Kraftwerk informiert ist“ erklärt Gentges nach dem Telefonat. Die meisten Störungen sind Störungen der Kommunikation, wobei es erstaunlich ist, wie stabil selbst mobile Datenverbindungen mittlerweile sind. Desto mehr Erzeugungsanlagen zum Pool gehören, desto geringer die Auswirkungen einer einzelnen Störung. Bei NEXT Kraftwerke kam es noch nie zu dem Fall, dass Regelenergie abgerufen wurde und eine Kommunikationsstörung zu einem Lieferausfall führte. „Anbieter nicht Erreichbar“ – steht in solchen Fällen in der Liste der MOL-Abweichungen – wie es dazu bei den anderen Marktbegleitern kommt, konnte sich Gentges nicht erklären.
Ein erfolgreicher Arbeitstag geht für Norman Gentges zu Ende, wenn die Größe des virtuellen Kraftwerks um x MW erweitert werden konnte und dabei möglichst viele verschiedene Kraftwerke angeschlossen wurden. Kommt es dann noch zu einem Abruf von Minutenregelleistung am Abend, dann ist es die verdiente Bestätigung für die Notwendigkeit eines dezentralen Angebotes von Regelenergie.
Vielen Dank und viel Erfolg an dieser Stelle an Norman Gentges und die NEXT Kraftwerke GmbH!
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