
Unter dem Oberbegriff Demand-Side-Management findet man bei der Steuerung und Regelung des Stromnetzes die Verfahren, die eine Zuschaltung und Abschaltung von Verbrauchern ermöglicht. Eine der ältesten Verfahren hierfür ist die sogenannte Rundsteuertechnik, deren Empfänger in Haushalten mit Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen verbaut sind. Technisch gesehen sorgt ein Signal vom Netzbetreiber für die Abschaltung und Anschaltung des Gerätes (s.h. auch Beitrag Smarte-Wärmepumpe). Neben der Steuerung von Verbrauchern wird die Rundsteuertechnik mittlerweile auch zur Kontrolle von Erzeugung aus Solar oder Windkraft eingesetzt. Da diese Technik viele Funktionen, für die bei den Konzepten für Smart Grids erst zusätzliche Kommunikationsnetze benötigt werden, gelöst werden können habe ich bei der EnBW Netzbetrieb einmal nachgefragt, was der Stand der Dinge ist. Wie Smart ist das Netz bereits mit der heutigen Technik?
Zunächst möchte ich den Dank für die Beantwortung meiner Fragen an den Anfang stellen. Viele Pressestellen machen sich leider nicht die Mühe und beginnen einen Streifzug durch das Unternehmen auf der Suche nach Antworten. ENBW hatte ich gewählt, da mir bei der Übertragungsnetztochter TransnetBW bereits in der Vergangenheit aufgefallen ist, dass die Betriebsführung transparent und weniger Unstimmig ist als bei anderen Netzbetreibern (s.h. auch ältere Beiträge zur TransnetBW).
Hintergrund:
Von Gebieten, bei denen EnBW den Verteilnetzbetrieb übernimmt ist mir berichtet worden, dass die Abschaltzeiten sehr statisch sind (12:00 und 18:00 Uhr an Werktagen für 90 Minuten). Im Zuge der Energiewende existiert gerade in der Winterzeit ein Peak am Morgen (08-09:00 Uhr) allerdings keiner zur Mittagszeit. Durch verstärkten Einsatz von Erneuerbarer Energie wird das gesamte Lastmanagement deutlich dynamischer.
Wie variabel werden die Abschaltzeiten der Wärmetarife aktuell eingesetzt?
Aktuell sind die Freigabe-Schaltzeiten der Wärmestromverträge (Stromheizung und Wärmepumpe) alle statisch. Auf Grund der Vielschichtigkeit der Vorgängerunternehmen haben wir in Summe weit über 300 verschieden Schaltzeittypen und ggfs. Schaltzeitlängen.
Gegenüber den Preisen, die harmonisiert sind, gilt dies für die Schaltzeiten nicht. Diese sind nach wie vor unverändert und werden vom Netzbetreiber so vorgegeben.
Wie dynamisch wird/soll mit den Wärmepumpentarifen (Beispiel: WärmePro) auf die Erzeugungssituation abgestimmt werden?
Auch die Wärmepumpenschaltzeiten sind aktuell statisch, jedoch werden nur 2 Sperrzeiten von je 1,5 Stunden geschaltet und für 21 Stunden am Tag ist die Wärmepumpe frei einsetzbar nach den Kundenbedürfnissen. Mit der aktuell installierten Technik ist ein dynamisches Schaltverfahren noch nicht möglich. Gerade bei den Wärmepumpen sind überwiegend Funkrundsteuergeräte eingebaut, die technisch keine Dynamik zulassen. Dies liegt daran, dass die Schaltzeiten nicht über den Sendebefehl kommen, sondern als Schaltuhr am Steuergerät implementiert sind. Der Sendebefehl synchronisiert lediglich die Uhrzeit.
Technisch wird, auch bei der EnBW, zur Steuerung Rundsendeempfänger verwendet, diese könnten theoretisch sehr flexible Schaltungen zulassen. Existieren hierfür Konzepte?
Ab Ende 2014 sieht das Energiewirtschaftsgesetz ohnehin Veränderungen im Messsystemverfahren vor. Hiernach müssen Verbrauchsstellen über 6.000 kWh Verbrauch ein elektronisches Messsystem haben (trifft z.B. für Nachtspeicherheizungen zu). Parallel dazu arbeitet die EnBW bereits intensiv an Pilotprojekten und Konzepten zur Flexibilisierung und Steuerbarkeit der verschiedenen im Energienetz eingesetzten Messsysteme. Das beinhaltet auch die vom Gesetzgeber geplante Umrüstung zu elektronischen Messsystemen. Mit diesem wird sich dann auch eine dynamische Schaltzeit ermöglichen lassen.
Vielen Dank noch einmal für die Beantwortung meiner Fragen!
Beachtlich ist, dass im Verlauf der Netzlast man eigentlich annehmen müsste, gerade die statischen Schaltungen sehen zu können. Bei den Verteilnetzen existieren leider keine tagesaktuellen Daten, die zur Analyse verwendet werden könnten. Bei den Übertragungsnetzbetreibern sieht man keine signifikanten Ausschläge sobald die Themotarife ihre Schaltungen haben. Als Fazit bleibt, dass die Energiemenge nicht relevant ist. Auch bleibt die Erkenntnis, dass der Bedarf von mehr Dynamik im Stromnetz nicht so brennend ist, wie man vermuten könnte. Ein Schelm ist, wer nun denkt dass die Abschaltungen nur gemacht werden, weil sie mit den Kunden vertraglich vereinbart sind (qualitative Unterscheidung zu anderen Stromtarifen/Produke).
Für die Zukunft bleibt abzuwarten, welche Bedeutung unterschiedliche Stromqualitäten und abwerfbare Lasten einnehmen werden. Im Moment gilt leider wieder: Smart Grids baucht kein Mensch.
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