
In der vergangenen Woche hat der BDI seinen Energiewende Navigator vorgestellt. Gezeigt wird aus Sicht des Branchenverbandes, welchen Umsetzungsstand die verschiedenen Themenfelder und Aufgabengebiete der Energiewende aus Sicht des Verbandes haben. Leider wird bei der Berichterstattung über den Navigator ein sehr polemisches Bild gezeichnet. Als erstes gelesen hatte ich im Leitmedium Die Welt, dass die Energiewende ruinös für die Wirtschaft ist und aus der Studie, die dem Navigator zugrunde liegt, nur Kosten entstehen. Zum Glück ist die Publikation des BDI wesentlich vielschichtiger – und wirft die Frage auf, was eigentlich die Rolle der Medien bei der Interpretation und Aufklärung ist?

Mit Angst und Risiko lässt sich einfach mehr Aufmerksamkeit generieren. Eine Aufmerksamkeit, die gerade beim Thema Klima und Energie notwendig ist. Leider scheinen die Redaktionen wenig Interesse an einer Deutungshoheit bei diesem Schwerpunkthema zu haben und übernehmen lieber einige wenige Aussagen mit Wirkung auf die Auflage. Schaut man in die Pressemitteilung des BDIs wirkt die Aussage weniger ruinös. Im Gegenteil, es ergeben sich etliche Chancen durch die kontrollierte Umsetzung der Veränderungen durch die Industrie. Die Topaussagen bei der Quelle lauten:
- Gesamteffizienz hat oberste Priorität
- Bis 2030 rund 350 Milliarden Euro Investitionskosten
- Marktchancen für deutsche Leitanbieter
- Industrieentlastungen wegen immenser Risiken für Arbeitsplätze
nicht verhandelbar
Für die Berichterstattung ist es natürlich einfacher die Zitate ohne Blick in die Studie der Boston-Consulting-Group (BCG) zu übernehmen und zuzuspitzen:
“Die Wirtschaftlichkeit der Energiewende ist bereits jetzt akut gefährdet. Die Politik muss sich dringend um die wirtschaftliche Gesamteffizienz ihrer Maßnahmen kümmern. Nur so ufern die Kosten nicht weiter aus, lassen sich Zeitpläne einhalten und die Akzeptanz der Bevölkerung sicherstellen.” (Hans-Peter Keitel, Präsident BDI)

Dabei bekommt man auch beim Überfliegen bereits einen guten Überblick, welche Fakten zu dieser Aussage führen und welche Maßnahmen hier gefordert werden.
In der Studie von BCG kann man die Fakten finden:
- Durchschnittliche Strompreise in Deutschland seit 2009 rückläufig
- Primärenergieverbrauch konstant (keine Einsparung)
- Bei Verbrauchswerten: Schwankende Werte insb. aufgrund von Konjunktureffekten
- Effizienz: Lediglich Investitionen im produzierenden Gewerbe
Auf den letzten Seiten der Studie finden sich ein ordentliches Quellenverzeichnis, welches bei meinen Stichproben hält, was es verspricht.
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